Manchmal bin ich erstaunt, wie begriffsstutzig ich sein kann! Ich lese seit 40 Jahren regelmäßig in der Bibel, aber erst gestern ist mir etwas so Elementares aufgefallen, dass ich mich fragte, wo mir mein Kopf in den letzten vier Jahrzehnten geblieben ist.

In letzter Zeit hat mich gestört, dass Gott normalerweise zu kurz kommt. In vielen Büchern, die ich gelesen habe, und in den Fernsehsendungen und Filmen, die ich gesehen habe, scheint es, dass Gott, wann immer er auftaucht, als hart und unnachgiebig, ja sogar gemein dargestellt wird. Ich hatte diese Darstellung langsam satt, weil sie einfach nicht zu dem Gott passt, den ich kenne. Gleichzeitig gebe ich zu, dass ich mich gelegentlich auch über Gottes Güte gewundert habe – nicht so sehr darüber, ob er gut ist, sondern eher darüber, ob ich der Einzige bin, dem das irgendwie entgeht. Aber selbst wenn ich mit meinen eigenen Fragen über Gottes Gerechtigkeit kämpfte, wusste ich, dass diese anderen Darstellungen grob unfair waren.

Ich dachte darüber nach und darüber, dass Gott die Nase voll haben muss von den Nörgeleien und Anschuldigungen der Menschen, als mir die Worte einfielen: „Die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht neidisch oder überheblich, stolz.“ (Sieh 1.Korinther 13,4) Ich erkannte sie sofort als Teil der berühmten Rede des Apostels Paulus über die Liebe. Dann wurde ich daran erinnert, wie Johannes der Geliebte die Essenz des Wesen Gottes in drei einfachen Worten zusammenfasste: „Gott ist Liebe“ (1.Johannes 4,8). Ich erkannte schließlich, auch 1.Korinther Kapitel 13 beschreibt Gott.

Was für ein Gott! Er erträgt uns, weil es seiner Natur entspricht, dies zu tun. Seine Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit sind mit unendlicher Geduld, Freundlichkeit und Nachsicht gepaart. Er ist ein Gott, der alles erträgt, was wir ihm ungerechterweise vorwerfen. Er ist nicht eingebildet, arrogant, unhöflich, unziemlich, selbstsüchtig, empfindlich, mürrisch, nachtragend oder rachsüchtig. Er ist ein Gott, der seinen Kindern frei und gnädig alles geben wird. (Sieh Römer 8,32.)

Was mir vor allem auffiel, war, dass ich zwar auf die „Staubkörnchen” in den Augen dieser Autoren und Drehbuchautoren hinwies, von denen ich dachte, dass sie Gott so stiefmütterlich behandeln, aber gleichzeitig den „Balken” in meinem eigenen Auge entschuldigte, als ich mich bei Gott darüber beklagte, dass er mich „vernachlässigt”. Wie ich schon sagte, kann ich sehr begriffsstutzig sein.

Was hältst du dich mit dem Splitter im Auge deines Freundes auf, wenn du einen Balken im eigenen Auge hast? …. Entferne zuerst einmal den Balken aus deinem eigenen Auge; dann wirst du vielleicht gut genug sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Freundes zu ziehen. (Lukas 6,41-42).