Manchmal kam es mir vor, als spiele ich ein Spiel und täuschte irgendwie nur vor, ein guter Mensch zu sein. Als ich mich zum Beispiel 2011 als Freiwilliger für Hilfseinsätze nach dem Erdbeben und dem Tsunami in Tohoku in Japan meldete, wollte ein Teil von mir aufrichtig den Menschen helfen und etwas Gutes tun. Aber ich wusste auch, dass es etwas war, was man tun „sollte“, und freute mich, als jemand angesehen zu werden, der helfen wollte.
Zu jener Zeit stürzte ich mich mit Herz und Seele in die Hilfseinsätze mit einem wunderbaren Gefühl, anderen helfen zu können. Noch schöner sogar, dafür Anerkennung zu bekommen. Schon bald begann ich, mich zu fragen, warum andere Leute nicht so viel leisteten wie ich, und merkte, wie ich auf andere abfällig herabschaute. Es dauerte nicht allzu lange, bis alles aus den Fugen geriet.
Der Höhepunkt kam eines Morgens, als ich ironischerweise verschlief. Als Fahrer in einem Konvoi zugeteilt, sollte ich mit den anderen um 6 Uhr früh nach Tohoku aufbrechen. Aber mein Wecker schlug nicht Alarm. Um 6:15 Uhr riss mich ein wütender Telefonanruf aus dem Schlaf. Mit einem Sprung aus dem Bett beeilte ich mich, so schnell wie möglich fertig zu werden, und fragte mich, wie mir das nur passieren konnte. Meine Freundin hatte vorgehabt, auch mitzukommen, doch in der Eile brachte ich nicht die Geduld auf, auf sie zu warten.
Mit dem schleichenden Verdacht, etwas stimme nicht, fuhr ich los. Doch mit stechende Kopfschmerzen und einer Ladung erwartungsvoller Helfer, die hinter mir ununterbrochen redeten, schüttelte ich das merkwürdige Gefühl ab. Nach einer Stunde unterwegs erhielt ich eine Serie wütender SMS meiner Freundin, die alle mit den Worten endeten: „Ich hasse dich“.
Die fünfstündige Fahrt gab mir Zeit, über alles nachzudenken, und je mehr ich grübelte, desto mehr hasste ich mich selbst. Während der vorangegangenen Monate hatte ich auch andere Leute „hinter mir gelassen“, weil sie entweder nicht mit mir Schritt halten konnten, oder weil ich am liebsten ganz allein draußen an der Front sein wollte.
In derselben Nacht noch rief ich meine Freundin an und bat sie um Verzeihung. Dann verbrachte ich einige Zeit im Gespräch mit Jesus und bat auch Ihn um Seine Vergebung. Seit jenem Tag glaube ich, änderte sich so Manches. Nicht so sehr das, was ich tue, sondern vielmehr, wie ich es tue. Zwar noch immer mit einer Menge von Zielen in meinem Leben vor Augen, möchte ich sie so erreichen, wie Jesus es tun würde, nämlich liebevoll und freundlich. Das ist die einzige Art und Weise, wie das, was ich tue, fortbestehen und wirklich Gutes erreichen kann.