Ich fühle mich oft entmutigt angesichts des Zustands der Welt. Ich lese die Zeitung und sehe mir die Abendnachrichten an, und manchmal bin ich einfach nur verärgert! Warum gibt es so viel Unfrieden – warum können die Menschen nicht versuchen, miteinander auszukommen? Es heißt doch, dass, wenn wir mit dem anklagenden Finger auf andere zeigen, die drei Finger unserer eigenen Hand auf uns selbst zeigen. Ich muss mich also fragen: Habe ich heute etwas getan, um Teil der Lösung zu sein, und sei es nur in meiner eigenen Nachbarschaft? Die hoffnungslose „Was soll’s?“-Mentalität ist nicht nur defätistisch, sie ist auch keine gute Art, unser Leben zu leben!
Margaret, die in Chile lebt, erzählt die folgende Geschichte von einem Vorfall in ihrem Mehrfamilienhaus:
„In unserem Gebäude haben wir eine Online-Chatgruppe für die Bewohner. Wir nutzen sie für Ankündigungen, um Etwas zu verkaufen und manchmal auch, um unseren Frustrationen Luft zu machen. Vor ein paar Tagen waren ein Dutzend oder mehr Leute über eine im Chat geäußerte Meinung verärgert. Es wurden Hässliches, Heftiges und Beleidigendes gesagt.
Ich war zutiefst betrübt und verärgert und erwog, die Gruppe zu verlassen.
Dann hatte ich das Gefühl, dass dies die falsche Reaktion war und ich meine Gefühle im Chat mitteilen sollte, auch wenn ich nur selten daran teilnehme.
Also bat ich Gott, mir zu helfen, in Liebe und Höflichkeit zu diesen Menschen zu sprechen, die ich nicht kenne und nicht unterscheiden kann, auch wenn es vorkommt, dass wir manchmal zusammen im Aufzug fahren.
Ich schrieb, wie traurig es ist, sich gegenseitig so zu behandeln, und dass wir uns einig sein sollten – es gibt schon genug Gewalt und Aggressivität auf der Straße. Wir müssen in der Lage sein, nach einem langen Tag nach Hause zu gehen und einen Zufluchtsort der Liebe untereinander zu finden. Ich schrieb auch, wir würden ein Klima der Sicherheit und des Schutzes in unserem Gebäude schaffen, wenn wir höflich und freundlich miteinander sprechen.
Ich rechnete mit einer Flut von bösen und zynischen Antworten. Aber nein, es herrschte allgemeines Schweigen und ein paar „Likes“. Ich war dankbar für die „Likes“ und nahm das Schweigen als ein Zeichen des Respekts hin (oder an). Das Thema war nun abgeschlossen.
Ich konnte spüren, wie der Herr am Werk war und unsere Herzen wiederherstellen wollte. Gestern habe ich in unserer Online-Gruppe ein inspirierendes Zitat geteilt und allen dafür gedankt, so gute Nachbarn zu sein. Diesmal gab es mehr „Likes“, und ein paar Leute wünschten uns allen einen schönen Tag! Das war eine Premiere!
Obwohl ich mich schüchtern gefühlt hatte, war ich froh, eine Alternative zu den aggressiven Kritiken angeboten zu haben. Und wieder einmal zeigte sich, dass ein bisschen Liebe viel, sehr vieles bewirken kann.“
Margarets Intervention war einfach, aber es erforderte eine gehörige Portion Mut und Anstrengung, die richtigen Worte zu finden, um eine potenziell komplizierte Situation unter den Bewohnern ihres Wohngebäudes zu entschärfen. Das erinnert mich an das Sprichwort „Eine sanfte Antwort wendet den Zorn ab.“ – Sprüche 15,1