Wir sind in einem Restaurant und eines meiner Kinder wendet sich an mich und fragt: „Mama, was solle ich bestellen?“ Weil ich eine erfahrene Mutter bin, antworte ich: „Ich weiß es nicht!“ Dieser Teenager kann lesen, Auto fahren und arbeiten, sie braucht mich nicht, um diese Entscheidung für sie zu treffen.

Manchmal denke ich, dass wir versuchen, Entscheidungen im Leben auf die gleiche Weise zu treffen wie meine Tochter. Wenn wir vor einer Entscheidung stehen, sagen wir: „Gott, sag mir, was ich tun soll!“, als ob Gott sich in all unsere kleinen Entscheidungen einmischt. Aber Gott könnte sagen: „Nein, ich habe dir bereits Grenzen gesetzt und du hast Zugang zu den Informationen, die du für diese Entscheidung brauchst.“ Wie alle guten Eltern möchte Gott, dass wir die Verantwortung für unsere Entscheidungen übernehmen, dass wir uns im Einklang mit unserem Glauben bewegen, dass wir lernen, wachsen, versuchen, scheitern, uns strecken und uns im Rahmen unserer Möglichkeiten entwickeln.

Das klingt vielleicht widersprüchlich zu Gottes Versprechen, dass er unsere Wege lenken wird (Sprüche 3,6) oder dass er uns die Wünsche unseres Herzens geben wird (Psalm 37,4). Aber ich denke, es ist ähnlich, wie bei der Art und Weise, wie ich meinen Kindern beigebracht habe, vernünftig zu essen. Als sie klein waren, habe ich sie bewusst mit nährstoffreichen Lebensmitteln gefüttert und Fertiggerichte vermieden. Ich habe sie nach und nach an eine große Vielfalt von Lebensmitteln und Geschmacksrichtungen herangeführt. Sie durften mit mir in der Küche arbeiten, mit mir einkaufen und ganz allgemein an der Ernährung  der Haushaltsmitglieder von A bis Z teilhaben. Als ältere Teenager und junge Erwachsene sind sie jetzt alle fähig, einzukaufen und in der Küche zu arbeiten, deshalb mische ich mich nicht mehr zu sehr in ihre Entscheidungen über Lebensmittel ein.

Auf ähnliche Weise hat Gott uns sein Wort gegeben. Er hat uns sein Herz offen gelegt, wir können sehen, was er liebt und was er hasst, und dadurch können wir ein Verständnis für den Willen Gottes entwickeln. Bedeutet das, dass wir jede Entscheidung mit Klarheit angehen? Nein. Es bedeutet, dass wir die Freiheit haben, zu lernen, auszuprobieren, zu wiederholen und zu erweitern, solange wir die Grenzen von Gottes Wort nicht überschreiten.

In Jakobus 1,5 heißt es: „Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern und ohne Vorwurf gibt; so wird sie ihm gegeben werden.“ Um Weisheit zu finden, sollte man zuerst in der Bibel nachschauen. Gottes Wille und Weisheit werden uns in der Regel nicht durch wundersame Offenbarungen mitgeteilt, sondern eher durch die Anweisungen, die er uns bereits in seinem Wort gegeben hat.