Es war gegen Ende der Saison. Die Heats führten die Spielrunde gegen die Lakers mit 2:1 an, mit noch weiteren vier Spielen an diesem Nachmittag. Ich war beschäftigt. Ich war immer beschäftigt, aber heute hatte sie Gäste zum Abendessen eingeladen, weswegen „beschäftigt“ eine zusätzliche Bedeutung erhielt.
Sie hatte viele Freunde. Ist es nicht komisch, wenn deine jüngere Schwester mehr Freunde zu haben scheint als du? Ich kümmerte mich nicht groß um ihre Freunde – aber sicher, man möchte einen guten Eindruck hinterlassen. Und das bedeutete eine Menge Einsatz.
Der Salat war bereits angerichtet – es war eine abgepackte Mischung, sie würden es wohl nicht bemerken. Nun, die Steaks waren noch gefroren, der Herd noch ein Chaos, die Kartoffeln saßen untätig auf der Theke, und jemand hatte es versäumt, das Frühstücksgeschirr abzuwaschen.
Aber alles der Reihe nach. Ich murmelte einen Dank an den Erfinder der Mikrowelle, schlüpfte in meine pinkfarbene Lieblingsschürze und wühlte mich durch die Schubladen auf der Suche nach dem Schäler. Der Tag hatte für mich mit einer Pechsträhne begonnen und ich hoffte, das Spiel später würde mich wieder aufmuntern. Um alles in der Welt würde ich es nicht verpassen wollen! Ein paar Leute hatten mir empfohlen, den Wettkampf auf dem Shopping Kanal anzuschauen, doch ich ließ mir nicht gerne etwas vorschreiben.
Irgendwann zwischen dem Leeren der Spüle und der Suche nach dem Besen, hörte ich wie sie hereinschlenderte und mit ihrem Freund das Wohnzimmer betrat. Ich wusste, ich könnte dort mit ihnen ein wenig schwatzen, aber ich war zu beschäftigt. Und falls ich richtig liege, hat meine Schwester genug Kapazitäten, um für uns Beide zuzuhören. Sie ist keine träge Person – wirklich nicht. Aber immer wenn er auftaucht, bekommt sie plötzlich das Faulfieber und lässt alles stehen und liegen, um mit ihm zusammen zu sein.
Ich aber nicht! Ich weiß, man hinterlässt kein Chaos im Haus, nur um mit Freunden abzuhängen. Außerdem sollte jeder Typ, der meine Zeit wert ist, ein Mädel zu schätzen wissen, das weiß, was sich gehört.
Auch das noch! Die Salatschüssel rutschte mir aus der Hand! Und jetzt? Kannst du deinen Gästen in Plastikschüsseln servieren? Das orangefarbene Glas knirschte unter meinen Schuhen und der Besen ließ sich immer noch nicht finden! Ich begann, die größeren Stücke aufzusammeln, dabei schnitt ich mich am Finger. Blut rann mein Handgelenk herab auf meinen Ärmel. Marys schallendes Lachen schwappte aus dem Wohnraum in die Küche – ohne Zweifel teilte sie einen wunderbaren Augenblick mit ihrem Freund.
Das Geschirrtuch war nass und schmutzig und ein oder zwei Kartoffeln kugelten auf dem Boden, als ich es von der Theke riss und meinen Arm abtupfte. Das Becken lief über auf Ablage und Boden. Die Welt spielte verrückt. Warum lief nur alles so schief?
„Martha.“
Was wollen sie von mir? Ich hastete ins Wohnzimmer.
„Herr!“, sagte ich. „Siehst du nicht, dass meine Schwester mich alleine um alles sorgen lässt?“ Ich fuchtelte mit dem Arm in ihre Richtung. „Könntest du sie netterweise auffordern, mir etwas zu helfen?“
Er stand auf und berührte mein Handgelenk. „Martha, du machst dir zu viel Mühe. Ich weiß, dir liegt vieles am Herzen, doch gerade jetzt ist es nicht das Wichtigste, mich zu bedienen. Mir zuzuhören – das, wozu deine Schwester sich entschloss – ist jetzt vorrangig. Du erwartest doch nicht von mir, ihr das zu nehmen oder?“
Ich schüttelte den Kopf und starrte auf den Boden. „Nein.“ Ich schluckte. „Ich denke nicht.“
Das Blut war weg. Der Schnitt in meiner Haut hatte sich seltsamerweise geschlossen.
„Setz dich zu uns“, sagte er. „Hör zu, was ich zu sagen habe!“ Seine Augenwinkel warfen Falten, als er lächelte. „Bitte!“
Unser Bruder würde bald von seinen Behandlungen im St. Lazarus-Memorial-Hospital heimkehren und die Küche war – immer noch – ein Chaos. Aber das Wichtigste …
Ich rutschte auf die Couch neben meine Schwester und ihren Freund. Ich lauschte dem, was er zu sagen hatte.
Ich bekam das Piepen der Mikrowelle nicht mit. Und vergaß das Spiel, das in wenigen Minuten beginnen würde.
Ich war zu beschäftigt.
* * *
Für Christen ist der Himmel dort, wo Jesus ist. Wir müssen nicht spekulieren, wie der Himmel ist. Es reicht, zu wissen, dass wir auf ewig bei Ihm sein werden. Wenn wir jemanden von Herzen lieben, fängt das Leben an, wenn wir mit ihm zusammen sind. Nur in Gemeinschaft mit ihm sind wir wirklich und wahrhaftig lebendig. So ist es mit Christus. In unserem Leben hier ist der Kontakt mit Ihm wie verhüllt, da wir Ihn nur wie durch ein dunkel getöntes Glas sehen können. Der Kontakt ist nicht ständig, da wir nicht immer Höhenflüge erleben können. Himmel ist der Zustand, in dem wir immer bei Jesus sind und nichts uns von Ihm trennen kann. – William Barclay (1907–1978)