Vor einigen Jahren hatte ich eine Phase, in der mein Leben aus der Bahn geriet. Ich kämpfte mit Rückschlägen, Krisen und stressigen Situationen und begann, alles in Frage zu stellen, sogar das Fundament meines Glaubens. Gebet war immer ein wichtiger Teil meines Lebens gewesen, doch irgendwann fing ich an, damit Probleme zu haben. An manchen Tagen war ich wütend auf Gott, an manchen Tagen vertraute ich Ihm nicht mehr und an wieder anderen Tagen fuhren meine Gefühle Achterbahn.
Dann hatte ich die Idee, jeden Morgen als Erstes etwas aus dem Buch der Psalmen zu lesen. Ich bin nicht sehr weit gekommen, bevor ich gemerkt habe, dass es ein Gebetsbuch ist. König David teilte all seine unzensierten Gedanken und Gefühle mit Gott. Er hat nicht gewartet, bis er sich „ordentlich“präsentieren konnte. Wenn sein Herz gebrochen war, sprach er von seinem gebrochenen Herzen. Wenn er von der Freude überwältigt war, teilte er sie mit Gott im Lobpreis. 1
Im Psalm 139 sagt David zu Gott: „Wohin sollte ich fliehen vor deinem Geist, und wo könnte ich deiner Gegenwart entrinnen? Flöge ich hinauf in den Himmel, so bist du da; stiege ich hinab ins Totenreich, so bist du auch da. Nähme ich die Flügel der Morgenröte oder wohnte am äußersten Meer, würde deine Hand mich auch dort führen und dein starker Arm mich halten.“ 2
Wenn er Hilfe brauchte, betete er: „Was hast du davon, wenn ich jetzt sterbe? Kann dich denn mein Staub noch aus dem Grab heraus loben? Kann er deine Treue verkünden? Herr, höre mich! Sei mir gnädig und hilf mir!“ 3
Klingt das nicht wie die Kommunikation eines Herzens, das Gott kennt? Es ist intim und selbstbewusst, authentisch, gebrochen und dankbar zugleich. David brachte vor Gott, was immer er fühlte. Er bat um alles, was er brauchte. Ich beschloss, mich an ihm zu orientieren.
Meine Gebete verloren jegliche Formalität. Ich äußerte meine Verzweiflung, Hoffnungen, Verletzungen, Wünsche, Freuden, Wut, Ängste und Bedürfnisse mit den Worten und Gefühlen, die ich hatte. Vor allem habe ich immer wieder mit Gott geredet. Auch wenn ich es nicht verstand. Auch wenn die Antworten nur langsam kamen.
Das Gebet ist einfach nur ein Gespräch mit Gott. „Du, Herr, weißt, was ich sagen möchte, noch bevor ich es ausspreche“, 4 bemerkte David. Gott weiß bereits, was auf deinem Herzen liegt, es ist nicht nötig, es für Ihn zu „verkleiden“.