Letztes Jahr um Ostern herum fühlte ich mich ziemlich lausig, weil ich irgendwie nicht der Ermahnung des Evangeliums nachkam, andere zu lieben und ein selbstloses Leben zu führen. Ich hatte das Gefühl, dass ich materiellen Dingen zu viel Wert beimaß und versuchte angestrengt, mich zu bessern.
Aber dann machte ich während der Stoßzeit eine eigenartige Erfahrung im überfüllten Bus. Als meine Frau und ich in den Bus einstiegen, standen ein paar junge Männer auf und boten uns ihre Sitzplätze an. Sally akzeptierte, ich jedoch nicht. „Danke, danke!“, sagte ich. „Sie sehen selbst sehr müde aus.”
Ich fühlte mich ziemlich selbstgefällig und gratulierte mir selbst für eine gute Tat, bis ein Mädchen neben mir mich am Arm zupfte. „Entschuldigung“, sie hörte sich genervt an, „können Sie mal bitte auf ihre Tasche achten? Sie ist am herum schwingen und stößt mich schon eine ganze Weile.“
So viel zu meinem guten Benehmen! Ich entschuldigte mich, fühlte mich jedoch schrecklich, so wie Paulus sich gefühlt haben muss, als er sagte: „Wenn ich Gutes tun will, tue ich es nicht. Und wenn ich versuche, das Böse zu vermeiden, tue ich es doch.“ 1
Als sich Ostern nahte und ich für meine Bibelstudiengruppe das Thema vorbereitete, wurde mir bewusst, was für ein Paradox es ist, sich einerseits für seine Unzulänglichkeiten schlecht zu fühlen, wenn doch andrerseits der ganze Sinn von Jesu Tod am Kreuz der war, uns von unseren Sünden und Schwächen zu retten und uns die Macht zu geben, Gott und einander zu lieben.
Ein paar Tage später, als ich die Passion Jesu in dem Film Son of God sah 2, verstand ich plötzlich dieses Prinzip einmal mehr, das ich jahrelang irgendwie aus den Augen verloren hatte: In dem Moment Seines Todes wusch Jesus unsere Weste rein. 3. Zum ersten Mal seit Jahren sah ich, wie töricht meine Anstrengungen waren, zu versuchen, einen unerreichbaren Maßstab anzustreben. Vom Kreuz hängend her sagte Er zu mir: „Ich habe die Schuld für dich bezahlt. Geh einfach und lebe mein neues Gesetz so gut du kannst. Ich werde dir helfen und durch dich wirken.“
Diese Idee war so befreiend! Mit der Zeit hatte ich die Schlichtheit und Überzeugung verloren, dass wir aus Gnade gerettet sind und nicht durch eigene Anstrengung oder gute Taten 4. Es war wunderbar, wieder daran erinnert zu werden, dass nur Gott gut ist 5 und wir Seine Werkzeuge sind.