„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir denen vergeben, die an uns schuldig geworden sind.” 1 Als ich diesen Bibelvers zum ersten Mal hörte, schmerzte mein Herz und ich schämte mich sehr. Warum? Weil ich von Menschen wusste, denen ich nicht verziehen habe. Trotzdem verlangte ich von Gott, mir die Dinge zu vergeben, die ich anderen angetan hatte.
Ich wollte nicht, dass Gott mir so vergibt, wie ich anderen vergebe, denn ich wusste, ich hatte anderen nicht verziehen! Jedoch wollte ich Gottes Vergebung in Anspruch nehmen, weil Er barmherzig ist, weil ich Vergebung brauchte und weil ich meine Taten bereute. Andererseits hatte ich das Gefühl, anderen tat es nicht leid, was sie mir angetan hatten. Das war nicht fair! Dachte ich zumindest.
Ich wand mich auf meinem Platz und in meinem Herzen und sagte Gott im Gebet, dass ich das nicht fair finde. Dann sprach Er zu meinem Herzen und sagte: Es war auch nicht fair, was sie mir angetan haben, und bezog sich dabei auf Seinen Tod am Kreuz.
Das tut mir sehr leid, antwortete ich. Aber du bist Gott und du kannst das Unmögliche tun. Ich bin nur eine schwache Frau, die manchmal Blödsinn macht.
Nun, ich habe dich nach meinem Ebenbild erschaffen, nicht wahr? Du hast also das Zeug dazu, das zu tun, was du tun solltest. Das weiß ich, weil ich es dir gegeben habe.
Ach … richtig. Nun, dann musst du derjenige in meinem Inneren sein, der ihnen vergibt, denn ich fühle mich nicht stark genug. Du bist meine Stärke, Herr. Also bitte hilf mir, ihnen zu vergeben, durch deine Gnade.
Seitdem hat Er mir jedes Mal geholfen! Vergebung ist nicht einfach, aber mit Seiner Hilfe ist sie möglich.
Ich habe festgestellt, der Prozess der Vergebung ist fortlaufend und Gott hat mir in Seiner Liebe und Barmherzigkeit einige Hilfsmittel gegeben, um mir den Vorgang zu erleichtern. Einige dieser Mittel sind lustig, andere sind tiefgründig, und wieder andere sind einfach sinnvoll – wie zum Beispiel Ereignisse mit einer anderen, vielleicht Gottes Sichtweise, zu betrachten.
Ein interessantes Mittel ist der Sinn für Humor. In der Bibel steht, „Ein fröhliches Herz ist die beste Medizin.” 2 Genau wie die richtige Medizin unsere Schmerzen lindern und unsere Heilung von Verletzungen oder Krankheiten beschleunigen kann, so kann ein fröhliches Herz – ein guter Sinn für Humor – sehr hilfreich sein, um unser Herz und unseren Geist zu trösten und zu besänftigen, wenn andere uns absichtlich oder unabsichtlich verletzt haben.
Als ich einmal mit einigen neuen Mitarbeitern zusammenarbeitete, konnte ich die Dinge einfach nicht so machen, wie sie es wollten. Ich war wütend auf sie und bemitleidete mich selbst. Alleine, im Gebet begann ich Gott zu sagen, Nun, wenn sie mich nicht mögen … Bevor ich meinen Satz beenden konnte, sagte eine leise Stimme zu meinem Herzen, … dann werde ich ihre Pommes frites essen! Wie bitte?!
Das brachte mich zum Lachen! Weil es mich aus heiterem Himmel an einen Witz erinnerte, den mein verstorbener Mann und ich erlebt hatten. Vor Jahren, als er gerade anfing Spanisch zu lernen, aßen er und einige Freunde zusammen zu Mittag. Als sie fertig waren, sagte er zu jemandem in gebrochenem Spanisch: „Wenn du mich nicht magst, esse ich deine Pommes frites!“ Die Freunde waren schockiert! Dann lachten sie, denn was er sagen wollte, war: „Wenn du sie nicht magst, esse ich deine Pommes frites.“
Auf jeden Fall hat mir dieses Lachen geholfen, mich zu entspannen, und ich konnte meinen neuen Mitarbeitern verzeihen und aufhören, mich selbst so ernst zu nehmen.
Weiterhin ist das hilfreich, was ich „10 Dinge, die zu vergeben sind“ nenne. Es stammt aus dieser Anekdote:
An ihrer goldenen Hochzeit verriet meine Großmutter das Geheimnis ihrer langen und glücklichen Ehe. „An meinem Hochzeitstag beschloss ich, zehn der Fehler meines Mannes zu bestimmen, die ich um unserer Ehe willen übersehen würde“, erklärte sie. Ein Gast bat sie, einige dieser Fehler zu nennen. „Um ehrlich zu sein“, antwortete sie, „ich bin nie dazu gekommen, sie aufzulisten. Aber immer, wenn mein Mann etwas tat, das mich wütend machte, sagte ich zu mir selbst: ‚Zu seinem Glück ist das einer der zehn.‘“ 3
Eine weitere hilfreiche Geschichte ist jene, die Corrie ten Boom zugeschrieben wird. Sie erklärt Vergebung anhand des Bildes einer großen Kirchenglocke. Hinsichtlich der schwierigen Emotionen, die mit dem Prozess der Vergebung verbunden sind – wie z. B. Feindseligkeit, verletzte Gefühle, schmerzhafte Momente immer wieder durchleben, usw. – sagt sie, der Prozess der Vergebung sei wie das Loslassen des Seiles, mit dem die Kirchenglocke geläutet wird. Wir sagen, wir vergeben und wir lassen los, aber die negativen Emotionen sind nicht sofort verschwunden. Nachdem wir das Seil losgelassen haben, läutet die Kirchenglocke eine Zeit lang weiter, jedoch immer langsamer und leiser, bis sie schließlich ganz aufhört.
Der vollständige Kreislauf der Vergebung mag einige Zeit in Anspruch nehmen, bevor er sich schließt, aber er bringt uns schließlich Frieden des Geistes und Ruhe für die Seele.