An einem sonnigen Nachmittag vor fast 70 Jahren stand ein junges Mädchen mit ihren Freunden hinter einem Maschendrahtzaun und beobachtete eine Gruppe Männer beim Fußballspielen. Sie genossen das spannende Ereignis und die Geschicklichkeit der Spieler. Plötzlich flog der Ball im hohen Bogen über den Zaun und landete neben den Kindern.
„Es wäre toll, einen Ball zum Spielen zu haben“, meinte einer der Jungen, „wir sollten ihn behalten.“
Das Mädchen widersprach. „Es ist nicht richtig, ihn zu behalten“, sagte sie und warf den Ball zurück über den Zaun.
Diese einfache Geste der Gutherzigkeit und Integrität fand im Herzen Deutschlands in den 40er Jahren während des Zweiten Weltkrieges statt. Die Spieler waren britische Kriegsgefangene in einem Lager am Stadtrand. Einige Freunde des Mädchens murrten. Schließlich waren die Männer Gefangene – warum sollten sie einen Ball haben, wenn die Kinder keinen hatten?
Güte erfordert Rücksichtnahme, Bemühen und Zeit. Sie benötigt auch Mut. Mut, um allein dazustehen und auf seinem Standpunkt zu beharren. Mut, um zu geben, insbesondere, wenn man selbst nicht viel hat. Mut, um nein zu Gleichgültigkeit zu sagen. Mut, um das Richtige zu tun – insbesondere wenn die richtige Wahl so offensichtlich erscheint, dass „ganz sicher jemand anderer mit mehr Zeit und Mitteln es sehen und etwas tun sollte.“
In Güte liegt Charakterstärke – Moral und geistige Stärke, um etwas zu tun, zu geben, zu glauben, zu beharren, seinen Überzeugungen treu zu bleiben, auch wenn man dadurch vor Herausforderungen stehen oder einen Preis dafür bezahlen muss. Diese Güte hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Es ist fast ein dreiviertel Jahrhundert her, und trotzdem mag es noch Zeitzeugen dieser Sommerszene geben – und wenn dem so ist, erinnern sie sich vielleicht an meine Großmutter, das Mädchen aus dem Dorf, das den Fußball gütigerweise zurückgegeben hat.