Als Teenager dachte ich, ich wüsste irgendwie alles. Ich war voller Unsicherheiten, aber auch voller vorgefasster Meinungen! Wenn ich so zurückblicke, tun mir meine Eltern im Nachhinein richtig leid. Sicher bin ich nicht immer ein leicht zu erziehendes Kind gewesen, ganz besonders nicht als Jugendliche. Was mir nicht gefiel, war, strengere Eltern zu haben, als einige meiner Freunde. So zog ich mich innerlich von meiner Mutter und meinem Vater zurück, wie es viele Jugendliche tun. Ich war mir sicher, dass meine Eltern mich nicht verstanden – und so war es auch! Keine meiner Geschwister stellte wie ich alles infrage und hatte Probleme damit, Regeln einzuhalten. Obwohl ich nach außen hin zäh wirkte, war alles, was ich mir eigentlich tief im Innersten wünschte, jemanden zu finden, der mich wirklich verstand.

Eines Tages nahm ich an einem Treffen teil, bei dem ich der einzige Teenager war. Während die Erwachsenen in kleinen Gruppen miteinander sprachen, saß ich alleine abseits in einer Ecke und beobachtete alles, bis eine Frau namens Joy zu mir herüberkam und mit mir ein Gespräch begann. Am Ende war ich offen zu ihr und erzählte ihr von allen meinen Problemen. Zuerst dachte ich, dass sie mich anschließend nur belehren würde, aber stattdessen hörte sie einfach nur zu. Ich konnte merken, dass sie sich aufrichtig bemühte, mich näher kennenzulernen. Nicht ein einziges Mal hatte ich das Gefühl, sie würde mich zurechtweisen oder versuchen, meine Meinung zu ändern. Sie strengte sich einfach nur an, mich zu verstehen.

Dieses Gespräch war der Beginn einer Freundschaft, die sieben Jahre lang durch dick und dünn währte, bis zu Joys Tod. Wir machten lange Spaziergänge und schrieben uns manchmal kurze Briefe über Dinge, die im Gespräch schwer zu beschreiben waren. Sogar als Joy in eine entlegene Stadt zog, blieben wir in Telefon- und Briefkontakt. Die meiste Zeit von diesen sieben Jahren war Joy sterbenskrank, aber ich hörte sie nie klagen. Sie hatte eine übersprudelnde Persönlichkeit und ein Herz für ihre Mitmenschen.

Joy lehrte mich etwas Wichtiges – dass es in Ordnung ist, ich selbst zu sein, und während dieses Prozesses lehrte sie mich auch, zu versuchen, meine Mitmenschen auf tiefere Weise zu verstehen, über ihre äußere Erscheinung hinwegzusehen, manchmal sogar über das hinwegzuhören, was sie sagen, zu akzeptieren, wer sie sind, und ihnen bedingungslose Liebe zu zeigen. Obwohl wir alle unterschiedlich sind, haben wir doch alle dasselbe Herz. Ein jeder von uns braucht Liebe, Verständnis und Akzeptanz, und wenn jemand unsere Bedürfnisse erkennt und sie erfüllt, blühen wir förmlich auf.