Es war ein perfekter Frühlingstag. Ein sanfter, warmer und schmeichelnder Wind verkündete die Ankunft dieser Jahreszeit. Jeder um mich herum war guter Laune. Doch oft geschieht es genau an solchen Tagen, wenn wir es am allerwenigsten erwarten, dass Gott uns mit einer kleinen Lektion überrascht.

An jenem Morgen erhielt ich unerwartet einen Brief von einem Freund. Er enthielt eine große Anzahl schlechter Nachrichten, genug, um meine Laune zu verderben und mich herunterzuziehen. Ich war vollkommen am Boden zerstört. Plötzlich belästigte mich die Fröhlichkeit aller anderen. Ich wünschte mir, sie würden alle verschwinden und den Sonnenschein gleich mitnehmen.

Alle möglichen dunklen und unbehaglichen Gedanken liefen mir durch den Kopf, als meine Nachbarin anrief.

„Die Arztpraxis hat meinen Termin für heute Nachmittag vorverlegt. Leider ist das nicht gut für mich. Es wäre dann niemand hier, um auf Valerie aufzupassen. Was hältst du davon, mit ihr zusammen zu sein, bis ich zurück bin?“

Mir blieb die Luft weg. Babysitten? Ich? Valeries kindliche Unschuld mit meiner jämmerlichen Laune zu verpesten, war das Letzte, was ich wollte.

Ich versuchte, mich davor zu drücken, sagte aber schließlich zu. Armes Kind, dachte ich.

Kurze Zeit darauf fand ich mich im Appartement meiner Freundin wieder, gestresst und mürrisch.

Valerie stürmte herein. „Ich habe neue Stifte bekommen!“, rief sie.

Sie lächelte, und ich zwang mich, es ihr nach zu tun. „Du willst … malen?“

Sie nickte, verschwand und tauchte wieder mit einem roten Köfferchen auf, das vor lauter Zeichenmaterial regelrecht überquoll.

Ehrlich gesagt, hatte ich keine Lust auf Malen. Aber ich gab mir einen Ruck und half Valerie, alles auf dem Tisch auszubreiten. Wir legten eine Tschaikowsky-CD ein und begannen, ein Bild auszumalen, das eine wilde Frau mit buntem, wallendem Haar darstellte. Überraschenderweise flog die Zeit dahin, während ich von einer Fantasiewelt der Musik und Kunst davongetragen wurde.

Na ja, ich weiß nicht, ob man es „Kunst“ nennen würde, aber einigen wir uns auf „hilfreiche Therapie“.

Inzwischen vergingen drei Stunden. Wir kreierten noch ein paar abstrakte Meisterwerke, hörten jede Menge Schwanensee, und ich fand schließlich inneren Frieden. Mit klarem Verstand sah ich, dass es sogar bei großen Enttäuschungen oder Katastrophen in unserem Leben immer eine Lösung gibt, eine einfache bei mir, unerwartet, erfrischend und sehr zu empfehlen.