Vor kurzem bin ich zum zweiten Mal Mutter geworden, begleitet von vielen neuen Emotionen, Freuden und Erfahrungen. Zurzeit bereite ich meine drei Monate alte Tochter auf meinen Wiedereinstieg ins Berufsleben vor. Meine erste Tochter, jetzt knapp vier Jahre alt, hat die Flasche immer abgelehnt und auch bei meiner zweiten Tochter scheint es nicht anders zu sein. Wieder und wieder bin ich enttäuscht, wenn ich die gute ungetrunkene Milch wegschütten muss.

Während die kostbare Nahrung im Abfluss versickert, wünsche ich, meine Tochter verstünde, dass ich nur ihr Bestes will und diese Milch genauso gut ist wie die, die sie gewöhnlich bekommt, nur anders verpackt. Zwar nicht mehr so warm, gemütlich, weich und beruhigend, ist sie trotzdem perfekt auf ihre kommenden Bedürfnisse abgestimmt. Ich wünsche, sie könnte verstehen, dass ich sie nicht ärgern, ihr etwas wegnehmen oder ihr wehtun möchte und, dass ich ihre hungrigen und frustrierten Schreie sehr wohl nachvollziehen kann. Ich liebe sie und möchte, dass sie auf die Veränderungen und den nächsten Schritt in unserem Leben vorbereitet ist.

Je näher mein erster Arbeitstag kommt, desto gestresster fühle ich mich. Ich machte mir über die letzten sechs Monate Gedanken und darüber, wie viel sich für meine Familie verändert hat. Vor knapp einem Jahr eröffneten mein Mann und ich mit zwei unserer besten Freunde ein erfolgreiches Geschäft. Wir hatten unseren Wunsch nach einem zweiten Kind zurückgestellt, um uns voll und ganz auf das Geschäft konzentrieren zu können. Unsere Arbeit und unsere Kollegen brachten uns viel Freude, ein Traum wurde wahr und wir setzten große Hoffnung auf die Zukunft. Da das Geschäft gut anlief, freuten wir uns auf ein weniger anstrengendes Folgejahr, in dem wir uns mehr auf die Familie konzentrieren wollten.

Doch kurz vor dem zweiten Jahr kamen Unstimmigkeiten mit einem unserer Geschäftspartner über prinzipielle Angelegenheiten auf. So verloren drei von uns über Nacht nicht nur ihre gesamten Geschäftsinvestitionen. Es war ein herzzerreißender Verlust auf so vielen Ebenen.

Seufzend erwachte ich aus meinem Tagtraum und schluckte den Kloß im Hals herunter. Warum musste das passieren? Warum muss ich meine kleine Tochter schon so schnell wieder verlassen? Warum hat dieser Mensch uns so weh getan? Jedes Jahr birgt neue Überraschungen, die unser Durchhaltevermögen auf die Probe stellen, doch diese schoss den Vogel ab. Wann werden wir endlich wieder durchatmen können?

Ganz bestimmt waren meine Gedanken in diesem Moment nicht auf Geistiges gerichtet. Doch gerade da hatte ich einen Geistesblitz, wie ein Verständnis, das sich mitten in meinen sich überschlagenden Gedanken Platz machte. Die Schwierigkeiten mit meinem Baby erinnern mich daran, wie Gott manchmal in unser Leben eingreifen muss. Er möchte nur unser Bestes, aber wir finden es überhaupt nicht gut, was in unserem Leben passiert. Was uns vorgesetzt wird ist unangenehm, unbekannt und unbequem. Dies ekelige Ding versperrt uns die Sicht, wir haben das Gefühl, von der lieb gewonnenen Wärme und Geborgenheit weggerissen worden zu sein.

Genauso wie mein Baby schrie auch meine Seele, ahnungslos, wie diese Situation zu etwas Gutem führen könnte. Dankenswerterweise habe ich einen allwissenden und allmächtigen Vater, der mich auch in meinen schwächsten Momenten nicht aufgibt. Er wischt meine Tränen ab und flüstert sanft: „Ich enthalte dir nichts vor, was du brauchst. Mir ist bewusst, es scheint schwierig und du bist verzweifelt, doch mein liebes Kind, ich weiß, was du in der nächsten Phase deines Lebens brauchst. Ich möchte dir die Fähigkeiten geben, die dir fehlen. Wenn du mir vertraust und annimmst, was ich dir reiche, wirst du schon bald erfüllt und zufrieden sein, so wie vorher. Zudem wirst du klüger sein und der Zukunft mit allem, was ich für dich bereithalte, mit offenen Armen entgegentreten.“

Es muss unserem Vater sehr weh tun, wenn wir Ihm nicht vertrauen, Seine kostbaren Angebote unbeachtet vorbeiziehen lassen, wenn wir Seinen Bemühungen mit lautem Protest entgegentreten. Wie viele Seiner Gaben habe ich links liegen gelassen oder nur teilweise angenommen? So viel Gutes könnte mir gehören, wenn ich Ihm vertrauen, Seine Wünsche erfüllen und die Veränderung annehmen würde. Ich muss mir nur ein kleines Bisschen mehr Mühe geben und dann sehen, wohin mich das führt.

Mir kamen unzählige Situationen in meinem Leben in den Sinn, in denen Ungerechtigkeit, Schmerz und Herausforderungen unüberwindbar schienen. Mit der Zeit erkannte ich, wie sie alle nur ein Sprungbrett waren. Sie führten mich an neue Orte, zu neuen Menschen und neuen Erfahrungen, die mir Freude, Erfüllung und neue Fähigkeiten brachten, die ich bei anderen Gelegenheiten wiedereinsetzen konnte. Ohne diese traumatischen Erlebnisse der Vergangenheit hätte ich weder Glauben noch Vertrauen gehabt, etwas, das ich jetzt besitze, um den einschneidenden Ereignissen im Leben zu begegnen.

Also los, Vater, wärm die Flasche auf. Ich vertraue Dir.

Prost!