Was bedeutete die Auferstehung Jesu für Seine allerersten Jünger – jene, die an Ihn zu Seinen Lebzeiten auf Erden glaubten? Und was bedeutet sie für uns heute?

Zu dem Zeitpunkt, an dem Jesus das letzte Abendmahl mit Seinen Jüngern gefeiert hatte und nur Stunden, bevor Er gefangen genommen, angeklagt und getötet wurde, begannen sie, Jesus als den von den Propheten des Alten Testaments vorhergesagte Messias [Retter und Erlöser] aufzufassen. Ihr Verständnis dieses Sachverhalts unterschied sich allerdings von unserem heutigen Verständnis.

Im Palästina des ersten Jahrhunderts glaubte und erwartete das jüdische Volk, Gott würde einen Messias senden. Aber nach ihrer Auslegung der Schrift wäre dies ein irdischer König, der Israel von der Unterdrückung und Herrschaft anderer Völker befreien würde, unter denen es jahrhundertelang gelitten hatte. Ihrer Ansicht nach war das kommende Königreich ein irdisches Reich.

Das Verständnis der Jünger von Jesus als Messias beruhte bis zum Zeitpunkt Seines Todes auf dieser Interpretation. Sie erwarteten, Jesus würde die Position des gesalbte König des realen irdischen Israel einnehmen. Das könnte der Beweggrund hinter der Bitte der Brüder Jakobus und Johannes sein, ihnen zu erlauben, zur Rechten und zur Linken von Jesus sitzen zu dürfen, wenn Er erst einmal an die Macht käme [Siehe Markus 10:35-38,41.]. Anders ausgedrückt, sie wünschten sich eine bedeutende Position, wenn Er Israel regieren würde. Selbst nach Seiner Auferstehung fragten die Jünger Jesus noch, wann Er denn Israel befreien und das irdische Königreich wieder errichten würde [Siehe Apostelgeschichte 1:6.].

Die Geschehnisse der jüngsten Zeit untermauerten diese Erwartung. Sie sahen die riesige Menschenmenge, die nach Jerusalem zum Passahfest angereist war, Palmzweige schwenkte und Jesus als König bejubelte [Siehe Johannes 12:13.]. Es musste für die Jünger ein berauschendes Erlebnis gewesen sein! Als Pilger, die nicht wussten, wer Er war, oder was geschah, nachfragten, antwortete die nachfolgende Menschenmenge: „Das ist der Prophet Jesus.“ [Siehe Johannes 12:12-18; Matthäus 21:6-11.] Im Laufe Seines Wirkens hatte Jesus Massen von Kranken geheilt, auf wundersame Weise Tausende gespeist, Gottes Wort mit Autorität verkündet und erst kurze Zeit davor Seinen Freund Lazarus von den Toten auferweckt. Mit Seiner Popularität auf dem Höhepunkt schient es, als ob eine Menge Leute die hohe Erwartung an Ihn stellten, der erwartete Messias zu sein.

Jedoch lief allem Anschein nach bald alles falsch. Innerhalb weniger Tage war Jesus zu Unrecht angeklagt und in höchst erniedrigender Weise brutal hingerichtet worden. Man erwartete vom Messias, den Heiden Gerechtigkeit zu bringen, nicht jedoch unter ihren Händen Ungerechtigkeit zu erleiden.

Man kann sich vorstellen, wie verheerend diese erschreckende Wende der Ereignissen auf die Jünger gewirkt haben musste! Der Lehrer, dem sie gefolgt waren, ihr geliebter Meister, von dem sie sicher waren, Er sei der Messias, war tot. Sie waren verwirrt und mutlos, wie es aus dem Bericht von den beiden Jüngern hervorgeht, die am Tag der Auferstehung nach Emmaus gingen. Der auferstandene Jesus näherte sich ihnen und begleitete sie. Unterwegs berichteten sie Ihm, was geschehen war und erwähnten: „Wir hatten gehofft, Er sei der Christus, der Israel retten und erlösen wird.“ Diese Hoffnungen waren nun scheinbar zerstört worden, und sie waren über Seinen Tod zutiefst betrübt [Siehe Lukas 24:17-21.].

Doch dann änderte die Auferstehung alles! Gott erweckte den sogenannten „gescheiterten“ Messias von den Toten. Der jüdische Glaube erwartet nicht, der Messias würde von den Toten auferweckt werden. Es war also nicht der Fall, dass die Jünger oder das jüdische Volk generell von Jesus erhofften, eine Prophezeiung in dieser Hinsicht zu erfüllen.

Kurz zuvor waren die Hohepriester zu dem Schluss gekommen, Jesus müsse sterben: „Wenn wir Ihn gewähren lassen, wird das ganze Volk Ihm folgen, und dann wird die römische Armee kommen und unseren Tempel und auch unser Volk vernichten.“ [Johannes 11:48]

Im Verlauf von Jesus Gerichtsverhandlung fragte Ihn der Hohepriester, ob Er der Christus wäre. Als der Hohepriester sowie der gesamte Hohe Rat Seine bestätigende Antwort vernahm, die auch Zitate aus dem Buch Daniel über den Menschensohn, der zur Rechten Gottes säße, enthielt, beschuldigte Ihn der Hohepriester der Gotteslästerung, die nach ihren Gesetzen die Todesstrafe nach sich zog [Siehe Matthäus 26:63-66.].

Pontius Pilatus, der römische Präfekt, verurteilte Jesus zum Tode aufgrund Seiner Behauptung, ein König zu sein. Pilatus schien Jesus nicht wirklich für eine Bedrohung zu halten. Doch auf Drängen der Menge und der jüdischen Autoritäten, entschloss er sich, Ihn nach dem römischen Gesetz wegen Volksaufwiegelung zu kreuzigen [Siehe Johannes 19:12.]. Die Tafel, die Pilatus am Kreuz anbrachte, lautete: „Dies ist Jesus, der König der Juden.“ [Matthäus 27:37]

Jesus wurde hingerichtet, weil die jüdischen Führer Ihn als Messias ablehnten, und die Römer sagten, dass kein unerlaubter König mit dem Leben davonkommen dürfe. Und so hoben die ungewöhnlichen und unerwarteten Ereignisse Seiner Auferstehung die Urteile sowohl des jüdischen als auch des römischen Gerichts auf.

Entgegen dem römischen Gesetz, Möchtegernkönige müssten sterben, und dem Glauben der jüdischen Führer, Jesus sei nicht der erwartete Messias, warf Gott ihr Urteil über den Haufen und bestätigte Jesus in beidem, als König und als Messias, indem Er Ihn von den Toten auferweckte.

Dies bestätigte wiederum alles, was Jesus über Seinen Vater gelehrt hatte, über das Königreich Gottes und über die Errettung. Die Auferstehung, die bewies, dass Jesus tatsächlich der Messias war, verbunden mit der Ankunft des Heiligen Geistes, begründete ein neues Gottesverständnis. Die Bedeutung der Auferstehung in den Tagen Jesu bestand darin, dass sie Jesus bestätigte, derjenige zu sein, der Er zu sein behauptete.

Vor der Auferstehung hatten die Jünger nicht völlig verstanden, was Jesus ihnen über Seinen Tod und die Auferstehung gesagt hatte. Nach Seiner Auferstehung jedoch erklärte Er ihnen innerhalb der 40 Tage, bevor Er gen Himmel fuhr, die Schrift, und erst dann verstanden sie Ihn [Siehe Apostelgeschichte 1:3; Lukas 24:27,32.].

Die Erkenntnis, die Errettung stehe allen Menschen durch die Fleischwerdung Jesu, Seinen Tod und Seine Auferstehung zur Verfügung, ist der Grund, warum die Jünger den auferstandenen Christus im Buch der Apostelgeschichte verkünden. Darum bestätigen die Verfasser des Neuen Testaments die Auferstehung als Beweis, dass Jesus der Sohn Gottes ist.

Fünfzig Tage nach der Auferstehung und nach Jesu Himmelfahrt, kam auch der Heilige Geist auf neue Art und Weise in die Welt, indem er den Gläubigen innewohnte. Diese Ereignisse motivierten die Jünger und die Urgemeinde dazu, auf der ganzen ihnen bekannten Welt die Nachricht zu verbreiten, dass durch Jesus und Sein Opfer am Kreuz die Menschheit sich mit Gott versöhnen könne.

Für die Jünger damals und für uns heute ist Ostern das Fundament des christlichen Glaubens und Hoffens. Die ersten Jünger waren zwar anfangs wegen ihrer Erwartungen mit zerstörten Hoffnungen konfrontiert, sahen aber bald, dass durch Jesu Auferstehung alles der Wahrheit entsprach, was Er getan, gesagt und versprochen hatte. Das bewahrheitet sich durch die Geschichte hindurch bis in die Gegenwart. Der auferstandene Christus gab uns den Beweis Seiner Göttlichkeit und Vertrauenswürdigkeit, indem Er für unsere Sünden gestorben und dann von den Toten auferstanden ist.

Weil Er das getan hat, wissen wir, dass alles wahr ist, was Er gesagt hat: wir haben Errettung und ewiges Leben erlangt, der Heilige Geist wohnt in uns, wir haben Verheißungen für beantwortete Gebete, und Er leitet uns, wenn wir Ihn darum bitten. Die Trennung zwischen uns und Gott wurde überbrückt. Wir sind Seine Kinder, die mit Ihm ewig leben werden.

Wegen der Auferstehung besitzen wir die Zusicherung und Gewissheit der Errettung, die Fähigkeit, ein von Christus erfülltes Leben zu führen und die Ehre, mit Gott in Ewigkeit zu leben.

Lasst uns jubilieren über die Bedeutung, die Ostern hat – gestern, heute und in alle Ewigkeit. Frohe Ostern!