Es lagen harte Wochen hinter mir in denen ich an meinem Glauben zu zweifeln begann. Ich stellte nicht Gott in Frage, wohl aber, ob meine Glaube für die auftretenden Schwierigkeiten reichen würde. Auch machte mir das Älterwerden zu schaffen, ich schalt mich dafür, solch ein Schlappschwanz geworden zu sein, und nicht mehr alles wie gewohnt zu schaffen. So nahm ich dankbar eine Einladung meiner Tochter Madi an, mit ihr eine Wanderung an einem Ort namens „Zauberberg“ zu machen.

Trotz des frühen Aufstehens verwirklichten wir nicht unser Vorhaben, dort vor Sonnenaufgang anzukommen. Allerdings war der Morgen neblig, die Temperaturen noch angenehm und wir fühlten uns erfrischt, als wir mit dem Aufstieg über die felsigen Hügel begannen. Uns gelangen ein paar Schnappschüsse. Eines davon zeigt meine Tochter, wie sie in etwas saß, das wie eine hohle Hand aus Stein aussah.

Als wir den Gipfel des zweiten Hügels erreichten war Madi neugierig, abseits des ausgetretenen Pfades die andere Seite zu erkunden. Es war aufregend, geradezu berauschend, wie wir unseren Weg fanden, uns zwischen den Felsen durchdrängten und den Hügel hinab einen Weg suchten, der nicht vorhanden zu sein schien.

Was geschah, geschah plötzlich! Madi erreichte einen jähen Abhang neben einer Felswand. Als sie ihn betrat, rutschte sie zehn Meter hügelabwärts auf nassem Granit, glitschig wie Eis. Ich hörte den Aufprall, als sie am Boden aufkam. Glücklicherweise konnte sie sich mit den Armen abfangen und den Aufprall ihres Oberkörpers dämpfen, aber ihr Knie knallte gegen den Felsen und sie sagte dauernd „Alles gut! Mir geht es gut!“ Ich wusste aber, das stimmt nicht.

Von dort, wo ich stand, am oberen Rand des Abbruchs, konnte ich ihr Knie sehen, wie es anschwoll und blau wurde und ich wusste, ich musste zu ihr gelangen und mich um sie kümmern. Ich dachte, es sei mir möglich, vorsichtig hinab zu steigen, doch sobald ich den rutschigen Abgang betrat, gaben meine Beine nach, ich schlug mit der Hüfte auf, und stieß mir den Kopf an. Beide endeten wir am unteren Fuß des Abhanges ohne eine Möglichkeit des Auf- oder Abstiegs.

Wir inspizierten gegenseitig unsere Verletzungen und realisierten anschließend, der einzige Weg aus unserem Dilemma führte über ein paar Felsbrocken an der Seite. Wir beteten für Madis Knie und wunderbarerweise stoppte das Anschwellen, der gequetschte Bereich schien sogar zu schrumpfen.

Dann stand ich vor einem schulterhohen Felsen und wusste, den muss ich irgendwie übersteigen. Ich fand einen Spalt, der mir als Griff diente, mit Hilfe meiner Tochter, die mich, so sehr sie konnte, schob, schaffte ich es, mich hochzuwuchten, griff dann nach unten, um meiner Tochter hinauf zu helfen. Wir wechselten uns ab, mal half sie mir, mal half ich ihr, so schlängelte sich unser Weg über Felsbrocken, durch Höhlen und schmale Durchgänge zurück zum Gipfel. Bis dahin hatten wir fast die Schmerzen vergessen und waren froh, dass es uns gut ging und nichts Schlimmeres geschehen war.

Von dem Vorfall an sah ich meinen Glauben anders. Auch erkannte ich, wieviel stärker ich bin als gedacht. Ein Schlappschwanz hätte niemals solche Felsen bezwungen! Die damals gespürte Stärke war übernatürlich. In meiner Sorge um meine Tochter und in dem Bemühen, sie in Sicherheit zu bringen, traute ich mir alles zu. Als mir klar war, der einzige Weg bleibt nach oben, wusste ich auch, ich konnte mich nicht von meiner Angst beherrschen lassen. Ich musste mich meiner Schwäche stellen und sie in Starksein verwandeln. Ich hatte Gott um die nötige Kraft und den erforderlichen Mut zu bitten

Ein Vers, der für mich an diesem Tag besonders lebendig wurde, war „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ 1 Er ist kein ferner Gott und wenn wir Ihn brauchen, haben wir die Kraft Christi in uns, um Schwierigkeiten zu überwinden und Herausforderungen zu begegnen. Und wir sollen uns nicht um unsere Schwachheit oder um fehlenden Glauben sorgen. Seine Kraft und Sein Glaube sind in uns, wann immer wir sie brauchen, um sämtlichen Felsen und steinigen Orten in uns zu stellen

  1. Kolosser 1:27, Luther 2017