Die Welt, in der Josef und Maria, Jesu irdische Eltern, aufwuchsen, unterschied sich erheblich von unserer heutigen Welt. Die beiden waren vermutlich noch sehr jung, als sie sich verlobten. Im alten Israel galt ein Paar als verlobt, wenn der Mann der Frau einen Brief oder ein Geldstück, egal wie klein, direkt oder durch einen Boten überreichte. Es war ebenfalls erforderlich, dass der Mann seine Absicht ausdrücklich vor Zeugen kundtat, die Frau zu seiner Ehefrau zu machen. Am Tage der Verlobung wurde der Heiratsvertrag aufgesetzt und vereinbart. Sobald die Frau verlobt war, wurde sie vor dem Gesetz als Ehefrau des Mannes betrachtet.

Es geschah während Marias Verlobungszeit, nachdem der Vertrag mit Josef geschlossen worden war, als sie einen Besuch vom Engel Gabriel erhielt, der ihr verkündete, vor Gott Gnade gefunden und einen Sohn empfangen zu haben, welcher der Sohn des Allerhöchsten sein würde. Sie fragte, wie sie ein Kind empfangen könne, da sie doch eine Jungfrau sei. Gabriel erwiderte ihr, dass der Heilige Geist über sie kommen und die Macht des Allerhöchsten sie überschatten würde. Gabriel eröffnete ihr, ihre Schwangerschaft käme von Gott und hätte nichts mit einem Mann zu tun. 1

Maria musste eine Entscheidung treffen. Sie würde während ihrer Verlobungszeit schwanger werden, bevor sie mit ihrem Mann zusammenlebte. Wenn sie dem, was der Engel ihr gesagt hatte, zustimmte, dann würde sie mit Sicherheit ihren Ehemann am Boden zerstört zurücklassen, ihrem eigenen Ruf ernsthaften Schaden zufügen, Schande über ihre Eltern und ihre Familie bringen und ihre Beziehung zu ihrer Dorfgemeinschaft gefährden. Maria entschied sich dafür, die Konsequenzen zu akzeptieren, als sie dem Engel antwortete: „Ich bin die Dienerin des Herrn und beuge mich seinem Willen. Möge alles, was du gesagt hast, wahr werden und mir geschehen.“ 2 Das war ein riesiger Glaubensschritt ihrerseits.

Marias Entscheidung hatte Konsequenzen. Josef war niedergeschmettert, als er herausfand, dass sie schwanger war. Die Heilige Schrift sagt, „Während er noch darüber nachdachte“, 3 er grübelte herum. Das griechische Wort, das hier für nachdenken verwendet wurde, bedeutet „erregt, ärgerlich, hochkochender Ärger“. Er hatte keinen Grund, etwas anderes anzunehmen, außer, dass Maria ihm untreu gewesen war. Seiner Ansicht nach hatte sie ganz klar ihr Heiratsversprechen gebrochen und Ehebruch begangen. Josef war ein normaler Bursche, deshalb war er verärgert und verletzt.

Aber die Bibel sagt auch, dass er ein gerechter Mann war. Er wollte an ihr in aller Öffentlichkeit kein Exempel statuieren oder Schande über sie bringen. So entschied Josef sich, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Als er den Entschluss zur Scheidung gefasst hatte, ohne dabei Maria bloßzustellen, hatte Josef einen Traum, in dem ihm ein Engel erklärte, dass das Kind vom Heiligen Geist sei, und dass er keine Angst haben solle, Maria zu ehelichen. Josef hatte an dieser Stelle eine Entscheidung zu treffen: Sollte er dem Traum Glauben schenken? Wie Maria, so musste auch er einen Glaubensschritt machen. Gott zeigte ihm, was zu tun sei, und er hatte die Wahl, zu glauben und Gott zu vertrauen oder nicht. Dankenswerterweise hatte er den Glauben und den Mut, zu vertrauen und nach dem, was Gott ihm zeigte, zu handeln.

Josef und Maria waren beide mit einem gewaltigen persönlichen Dilemma konfrontiert. Beide zeigten großen Glauben und Mut. Beide entschieden sich dafür, trotz der Risiken Gott zu folgen, und so ermöglichten sie Gott, durch sie zu wirken, Sein Versprechen zu erfüllen und demnach die Welt zu segnen.

Natürlich weiß keiner genau, wie Maria das Jesuskind empfing. Genauso wenig wie niemand genau weiß, wie Gott das Universum erschuf. Was wir aber wissen ist, dass Gott ein menschliches Wesen mit zwei Naturen erschuf, göttlich und menschlich zugleich, ein Wesen, das vollkommen Gott und Mensch war. So etwas hat es vorher nie gegeben und seither ebenfalls nicht wieder. Der Evangelist Lukas sagte einfach, dass der Heilige Geist und die Macht Gottes über Maria kommen und sie überschatten würde. Er verwendet dabei dasselbe Wort, das er benutzt, um über die Verklärung Christi zu beschreiben, indem er sagte, dass eine Wolke sie überschattete und ein Stimme aus den Wolken sprach: „Dies ist mein Sohn, mein Auserwählter. Hört auf ihn.“ 4 Der Heilige Geist und die Macht Gottes überschatteten Maria und brachten den Erwählten hervor, den göttlichen Menschen, Jesus Christus.

Es war Josefs Bereitwilligkeit, gemäß Gottes Führung zu handeln, wodurch Marias Kind als der Sohn Davids geboren wurde. 5 Es war Marias Bereitwilligkeit, sich dazu hinzugeben, worum Gott sie bat, wodurch sie den Sohn Gottes gebar. 6 Und Jesus, der Sohn Gottes, gab sich dem hin, was Sein Vater von Ihm verlangte, und machte es dadurch der Menschheit möglich, erlöst zu werden. 7

Du hast vielleicht manchmal damit zu kämpfen, Gottes Anstößen oder Hinweisen zu folgen. Wenn das der Fall ist, dann erinnere dich an Maria und Josef. Gott ruft uns manchmal auf, einen Schritt im Glauben zu unternehmen und der Führung Seines Geistes zu folgen. Du weißt nie, wie erstaunlich das Ergebnis ausfallen kann.

  1. Siehe Lukas 1:35.
  2. Lukas 1:38
  3. Matthäus 1:20
  4. Siehe Lukas 9:35
  5. Siehe Matthäus 1:1.
  6. Siehe Markus 1:1.
  7. Siehe Titus 2:13-14.