Als ich am Weihnachtsmorgen zu meinem Schreibtisch kam, bemerkte ich, unsere geliebte Sanduhr war irgendwie zerbrochen. Kaum hatte ich sie weggeworfen, da fischte ich sie wieder hervor, um von ihr ein letztes dramatisches Foto zu schießen.

Sanduhren faszinierten mich immer schon und besonders diese. Sie war ein Geschenk für meine Frau zum letztjährigen Christfest und sollte bedeuten „ich schenke dir gemeinsam verbrachte Zeit“. Auch erinnerte sie mich an eine Geschichte und ein von mir erfundenes Spiel, das auf der Symbolik einer Sanduhr beruhte.

Ohne weitere Gedanken an die Sanduhr zu verschwenden, widmete ich mich meiner Aufgabe als Weihnachtsmann bei einer geschäftlichen Weihnachtsveranstaltung. Während ich von Geschäft zu Geschäft zog und von den dort beschäftigten Mitarbeitern und ihren Kindern Fotos mit mir entstanden, entdeckte ich in einem der Läden eine auffällige Sanduhr. Nachdem wir dort Aufnahmen mit den vielen kleinen Kindern auf dem Schreibtisch des Geschäftsführers gemacht hatten, äußerte ich ihm gegenüber, wie einzigartig diese Sanduhr aussehe und welche Bedeutung Uhren dieser Art für mich haben.

„Ich benutze sie, um sicherzustellen, dass Zusammenkünfte unter einer halben Stunde bleiben“, entgegnete er.

„Haben Sie sie aus Indien?“, fragte ich, in der Hoffnung, meine Zerbrochene ersetzt zu bekommen. (Damals lebte ich in Indien).

„Ja, ich gebe Ihnen die Adresse, wo ich sie kaufte.“ Als ich mich zum Ausgang wandte, kam ihm plötzlich eine Idee. Er überreichte sie mir mit einem dem Heilgen Nikolaus Konkurrenz machenden Lächeln und den Worten: „Das ist mein Weihnachtsgeschenk an Sie.“ Ich bedanke mich überschwänglich und versprach, ihm meine Weihnachts-Sanduhren-Geschichte zuzusenden.

Mit einer neuen Sanduhr im Gepäck fuhr ich heim, bestrebt, meine Geschichte erzählen zu können. Es war schon Mitternacht als ich unseren Parkplatz nach einer fast zweistündigen Fahrt quer durch die Stadt erreichte. Zu meiner Überraschung kamen sowohl meine Tochter als auch meine Frau zur gleichen Zeit am Parkplatz an. Das war aber gut so, denn nur einer von uns hatte einen Haustürschlüssel. Wenn einer eher angekommen wäre, hätte er draußen warten müssen. Drei Wagen kamen aus unterschiedlichen Orten und nach unterschiedlich langen Fahrten in exakt derselben Minute an! Wie wahrscheinlich ist das denn? Du wärest nicht in der Lage, so etwas im Chaos von Mumbais Straßen hinzubekommen, selbst wenn du gut vorausgeplant hättest.

Und was hat das nun mit meiner Sanduhr zu tun? Ich war mir nicht sicher, aber wie mit dem Gespür eines Detektivs wusste ich, es bestand ein Zusammenhang. Nach längerem Nachdenken kam ich zu dem Schluss, beide seien sie Beispiele für eine Macht hinter den Kulissen, die sich zutiefst um die Details meines Lebens kümmert. Ich sinnierte über die erstaunlichen Szenen, die sich aufgetan hatten. War es nur Zufall? Dazu schien es zu wundervoll. Und wenn nicht zufällig, was dann?

Für manche sind diese „Zufälle“ nur wahllose Ereignisse, die sie abschütteln und dann ihren Weg fortsetzen. So könnte auch ich diese Vorfälle des Weihnachtsabends als „pures Glück“ abgetan haben. Aber im Zurückschauen erinnere ich mich an andere Christfeste, und alles schien klickend an der richtigen Stelle einzurasten, wie der Verschlussmechanismus in einem Tresor. Ich sehe sie als Nachweis für Gottes Liebe zu mir und Sein Bemühen, mir Seine Fürsorge in den kleinen Einzelheiten solcher Begebenheiten begreiflich zu machen.

Die meiste Zeit erkenne ich Gottes Wirken hinter der Bühne nicht und manchmal verwirrt es mich, aber es bestärkt meinen Glauben, wenn solche Wunder wie an diesem Heiligabend geschehen. In solchen Zeiten erhasche ich eine Ahnung Seiner Meisterhaftigkeit.