Ich war unterwegs zum Reformhaus, 10 Querstraßen weg von Zuhause, um Vitamine abzuholen. Zwar gehe ich gern spazieren und mache diese Strecke öfters, dieser Tag war allerdings etwas anders als sonst. Bei meiner Suche nach meinem Wechselgeld hatte ich meine Liste vergessen.

Auf dem Nachhauseweg hielt ich an einer Kreuzung an und wartete auf grünes Licht. Nach einigen Minuten bemerkte ich, wie die Leute mich eigenartig anstarrten. Mir wurde bewusst, dass ich schon lange dastand, obwohl die Ampel schon einige Male gewechselt hatte. Danach kam mir der Nachhauseweg noch sehr lang vor.

In der Küche daheim begann ich, das Mittagessen vorzubereiten. Die Kinder waren von der Schule heimgekehrt und ich musste mich beeilen. Dann geschah etwas sehr Merkwürdiges. Ich betrachtete den kleinen See auf dem Boden und da ging mir ein Licht auf. Kaum sieben Monate schwanger stimmte etwas nicht mit mir und die Wehen setzen ein.

Die Hebamme hatte mich zur Schwangerschaftskontrolle schon mehrmals besucht. Sie kam schnell zu uns und bestätigte, dass meine Fruchtblase geplatzt war und wegen des Zeitpunktes müsste ich schnell ins Krankenhaus gebracht werden. Dort fand ich mich bald in völliger Bettruhe wieder und wartete auf das Baby, das 8 Wochen zu früh auf die Welt kommen wollte.

Es wurde eine lange Woche. Ich hasste den Krankenhausaufenthalt, mir wurde aber gesagt, dass ich keine Wahl hätte, da mein Muttermund sich geöffnet hatte. Wenn es nicht bald zur Geburt käme, würde ich eine Infektion bekommen und deswegen müsste sie dann künstlich eingeleitet werden. Ich hielt entgegen, dass ich drei völlig normale Geburten hinter mir hatte, drei gesunde Babys, dass nichts passieren würde, aber man sagte mir, wenn ich das Krankenhaus verlassen würde, würde das Baby sterben und mir könnte es genauso ergehen.

Sie behielten recht. Nach einer ewig langen Woche, in der ich betete, dass das Baby so lange wie möglich drinbleiben solle, begann ich, mich richtig krank zu fühlen. Meine Temperatur stieg unvermittelt auf 40°C an und man brachte mich eiligst in den Kreißsaal. Nach unregelmäßigen Wehen, schwierigen Eingriffen und kurz vor einem Kaiserschnitt gebar ich meinen zweiten Sohn.

Diese Entbindung unterschied sich von meinen anderen und es fiel mir schwer, mich über sie zu freuen. Sie bedeutete verzweifeltes Beten, intensive Verarztung und mein Baby in der Intensivstation. Diese Nacht war die schwerste meines Lebens – allein, im Kampf gegen einen Infekt, der sich in meinem Körper ausbreitete; mir wurde gesagt, ich sei in einem ungewissen Stadium und mein kleiner Junge hätte nur eine 50%ige Chance, die Nacht zu überleben.

Es gibt verschiedene Stufen ernsthaften Gebets. Ich hatte regelmäßig für andere gebetet und für den Schutz meiner Familie und all das Übliche. Aber nichts kam der Verzweiflung nahe, die ich in jener Nacht verspürte. Krank und hilflos gab es für mich nichts anderes zu tun, als zu beten. Nichts Anderes tat ich. Ich konnte nicht schlafen. Ich erwartete Spritzen mit Medikamenten und betete. Es war die dunkelste Stunde meines Lebens und eine Prüfung all dessen, woran ich glaubte und, woran ich mein Leben gehangen hatte.

Wie oft hatte ich Anderen von der Kraft des Gebetes erzählt? Wie oft hatte ich Verse aus der Bibel zitiert, darauf zu vertrauen, etwas zu erhalten? Doch in dieser Nacht lagen beide, mein Baby und mein Glaube, auf dem Altar, und alles, was mir blieb, war, auf den Verheißungen Gottes der Genesung zu bestehen, die ich auswendig gelernt hatte, und dafür zu kämpfen, dass Gott mein Baby bewahren möge.

Der Morgen dämmerte und ein Krankenpfleger kam, um mir mitzuteilen, dass es meinem Jungen gut ging. Mein eigenes Fieber war gefallen und ich ruhte sanft; zum ersten Mal nach der Geburt konnte ich schlafen. Nach dem Aufwachen sagte man mir, ich könne zur Intensivstation gehen und nach meinem Sohn sehen.

Ich hielt das winzigste Baby in meinen Armen und weinte. Gott hatte ihn und mich behütet und die Nacht überstehen lassen. Er hatte sein schwaches Herz und seine Lungen gestärkt und ihn bei einer schwierigen Geburt überleben lassen. Er wäre beinahe gestorben, doch hatte ums Überleben gekämpft, und der Herr hatte sich in dieser langen, finsteren Nacht für uns eingesetzt. Ich hielt dieses Geschenk in meinen Armen und wusste, so sicher wie Gott uns erhalten hatte, hatte Er auch Sein Wort gehalten und uns nicht im Stich gelassen.

Nicht alles verläuft, wie geplant. Notsituationen tauchen auf. So vieles, was wir uns im Leben erhoffen, kann schiefgehen. Eins aber ist gewiss. Gott sitzt auf dem Thron und Gebet bewirkt Veränderung. Seine Versprechen verhalten sich mächtig, wenn wir sie am meisten brauchen. Sein Wort ist ein festes Fundament, auf dem man in den langen, dunklen Nächten unseres Lebens stehen kann.