„Hast Du eine Minute Zeit? Es ist wichtig!”, sagte der junge Mann, der mich mit einem breiten Lächeln ansprach. Mit mir sprechen? Warum? Ich muss zugeben, er sah zwar recht freundlich aus, aber egal, was er wollte, ich war dazu nicht in der Stimmung. Plötzlich bemerkte ich eine Bibel, die er bei sich trug und dachte: Auch das noch, er will die Leute bekehren und ich bin nun sein nächstes Opfer. Keine Chance! Nicht mit mir!

Selbstgerecht beobachtete ich ihn. Welche Anmaßung zu denken, er hätte etwas, was ich brauchen könnte! Hatte er das Tibetanische Buch der Toten gelesen, so wie ich? Hatte er wie ich Meditation und Yoga studiert? Ich hatte sogar Erfahrung mit Sinnes-erweiternden Drogen. Nein, dieser Typ würde mich nicht erleuchten können.

„Weißt du, dass Gott sich um uns kümmert?”, fragte der junge Mann.

„Natürlich, ich kenne Gott“, antwortete ich grob. „Ich bin Gott und du ebenso! Jeder ist Gott. Wir sind alle Teil des großen kosmischen Universums!“

Einen Moment sah er verwirrt aus, aber dann stahl sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht. „Damit kenne ich mich nicht aus, mein Freund. Aber du siehst auf keinen Fall aus wie Gott!“

Ich rollte mit den Augen und stapfte davon.

Aber Tatsache ist, dass dieser junge Mann recht hatte. Ich hatte in keinster Weise Ähnlichkeit mit Gott.

Jahrelang bereiste ich die Welt auf der Suche nach einer Antwort, bis ich in der Einsamkeit meiner eigenen Verwirrung eine Stimme hörte: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir. Weiche nicht, denn ich bin dein Gott!“ 1

Als ich eine andere Stadt bereiste, begegnete mir ein anderer junger Mann. Auch er hatte ein breites Lächeln.

„Weißt du, dass Gott sich um uns kümmert?“

Inzwischen hatte ich meinen Ton geändert. „Bitte erzähl mir mehr darüber!“

Das ist nun fast 40 Jahre her und Gott hat mich seitdem niemals verlassen.

 

  1. Jesaja 41:10